➂ Gesundheitsschäden vorbeugen
Grundsätze der Ergonomie
Es ist wichtig, auf die Ergonomie zu achten, um Muskel-Skelett-Erkrankungen zu vermeiden. Die richtige Körperhaltung und der Umgang mit Lasten sind entscheidend.
- Neutrale Haltung bewahren
- Eine ausgerichtete und ausbalancierte Körperhaltung während des Fahrens minimiert die Belastung von Muskeln und Gelenken
- Arbeitsbereich richtig einrichten
- Die Anordnung von Lenkrad, Pedalen und Sitz sollte so angepasst werden, dass sie eine natürliche Sitzposition ermöglicht.
- Körperbewegungen variieren
- Gelegentliches Strecken und Verändern der Sitzposition kann Muskelverspannungen vorbeugen.
Allgemeine Tipps zur richtigen Einstellung des Fahrersitzes.
- Neigung leicht nach hinten
- Kniewinkel 110 bis 120 Grad
- Abstand Kniekehle zur Sitzfläche etwa halbe Handfläche
- Optimale Sitzposition für Notbremsung
- Vorbeugung muskulärer Verspannungen, Haltungsschäden bzw. Rückenschmerzen
- Vorbeugung schneller Ermüdung
Physische Kondition
Berufskraftfahrer sind körperlich stark gefordert. Lange Fahrzeiten, sitzende Tätigkeiten und das Heben von Lasten können zu Belastungen führen.
Regelmäßiger Sport ist gut für die allgemeine Kondition. Einfache Sportarten können genügen.
- Stärkung Herz-Kreislaufsystem
- Körperliche Fitness
- Blutdruck senken
Einfache Sportarten
- Fahrrad fahren
- Joggen
- Schwimmen
Der Body Mass Index — BMI errechnet sich aus dem Körpergewicht in kg geteilt durch die Körpergröße in m2.
Beispielsweise beträgt der BMI bei einem erwachsenen Menschen mit einem Gewicht von 90kg und einer Köpergröße von 1,90m gerundet 24,93kg/m2.
Umgang mit Lasten
Tragbare Lasten richtig heben und transportieren.
- In die Hocke gehen, Rücken gerade halten
- Kraft aus Oberschenkel- und Gesäßmuskeln, nicht mit dem Rücken heben
- Keine Drehbewegungen
- Gleichmäßiges Atmen, Rücken- und Bauchmuskeln anspannen und so die Wirbelsäule stabilisieren.
Schwere Lasten nur mit geeigneten Hilfsmitteln transportieren.
- Ladekran
- Rollwagen
- Sackkarre
- Stapler
Falsches Heben oder Tragen kann zu Bandscheiben- oder Rückenbeschwerden und Schäden an der Wirbelsäule führen.
Individueller Schutz
Berufskraftfahrer sollten sich vor extremen Wetterbedingungen (Hitze, Kälte) schützen und geeignete Kleidung tragen. Pausen während der Fahrt sind notwendig, um Ermüdung zu vermeiden und die Konzentration aufrechtzuerhalten.
Regelmäßige ärztliche Untersuchungen sind wichtig, um gesundheitliche Probleme frühzeitig zu erkennen. Augenuntersuchungen sind besonders relevant, da gutes Sehvermögen für die Verkehrssicherheit unerlässlich ist.
Die arbeitsmedizinische Grundsatzuntersuchung G 25 ist eine Eignungsuntersuchung, die darauf abzielt, Unfall- und Gesundheitsgefahren bei Fahr-, Steuer- und Überwachungstätigkeiten zu verhindern und frühzeitig zu erkennen. Sie wird durchgeführt, um die Eignung der betroffenen Person für diese Tätigkeiten zu beurteilen.
Durchführung: Nach einer Anamnese und medizinischen Vorgeschichte erfolgt eine orientierende körperliche Untersuchung. Dabei werden Seh- und Hörvermögen sowie der Urinstatus beurteilt. Parameter wie Sehschärfe, räumliches Sehen, Farbsinn und Kontrastsehen sind entscheidend für die Eignung im Rahmen der Vorsorgeuntersuchung. Es ist ratsam, Sehhilfen und Kontaktlinsen zur Untersuchung mitzubringen.
Gültigkeit: Die Eignungsuntersuchung G 25 ist maximal 3 Jahre gültig. Verschiedene Faktoren wie Alter und Vorerkrankungen werden bei der arbeitsmedizinischen Einschätzung berücksichtigt.
Verantwortung: Die Bescheinigung über die G 25 Untersuchung enthält keine medizinischen Daten und wird dem Mitarbeiter oder der Mitarbeiterin ausgehändigt. Die Entscheidung, ob die Untersuchung an den Arbeitgeber weitergeleitet wird, liegt bei der Arbeitnehmerin oder dem Arbeitnehmer.
Es handelt sich um eine Eignungsuntersuchung und keine Pflichtuntersuchung. Der Betriebsarzt kann nicht festlegen, ob die Untersuchung durchgeführt werden muss. Dies wiederum hängt von verschiedenen Faktoren ab, einschließlich der Anforderungen des Arbeitgebers.
➃ Bedeutung einer guten körperlichen und geistigen Verfassung
Grundsätze einer gesunden und ausgewogenen Ernährung
Eine ausgewogene Ernährung trägt zur allgemeinen Gesundheit bei. Berufskraftfahrer sollten auf eine gute Versorgung mit Nährstoffen achten.
- Energiebedarf des Körpers
- Wird durch verschiedene Nährstoffe gedeckt. Kohlenhydrate, Proteine und Fette liefern Energie in Form von Kalorien.
- Energieverbrauch des Körpers
- Bezieht sich auf die Menge an Energie, die der Körper benötigt, um seine Funktionen aufrechtzuerhalten und körperliche Aktivitäten durchzuführen. Grobe Faustzahl für Frauen etwa 1.800 kcal und für Männer etwa 2.300 kcal.
- Ballaststoffe
- Unverdauliche Bestandteile der Nahrung, die hauptsächlich in pflanzlichen Lebensmitteln vorkommen. Sie tragen zur Sättigung bei und unterstützen eine gesunde Verdauung. Außerdem können sie den Cholsterinspiegel senken und Darmkrebs vorbeugen.
- Blutzucker
- Der Blutzuckerwert gibt den Glukosegehalt im Blut an. Glukose ist ein wichtiger Energielieferant für den Körper. Der Blutzuckerspiegel kann durch die Nahrungsaufnahme und körperliche Aktivität beeinflusst werden.
Und wie sollte die Ernhährung unterwegs aussehen?
- Hauptmahlzeiten
-
Kartoffeln und Getreideprodukte
Fett, Salz und Zucker
- Zwischenmahlzeiten
- Kleine Mahlzeiten, die zwischen den Hauptmahlzeiten eingenommen werden. Sie können dazu beitragen, den Blutzuckerspiegel stabil zu halten und Heißhungerattacken zu vermeiden.
Auswirkungen von Alkohol und anderen Stoffen
Alkohol
Der Alkoholabbau im Körper ist ein Prozess, der von vielen Faktoren abhängt, einschließlich Alter, Gewicht, Körpergröße und Gesundheitszustand. Als Faustregel kann jedoch angenommen werden, dass pro Stunde zwischen 0,1 und 0,2 Promille abgebaut werden.
Nehmen wir einmal an, jemand hat um Mitternacht 1 Promille Alkolhol im Blut. Dann kann es also bis 10 Uhr dauern bis der Alkohol vollständig abgebaut ist.
Alkohol am Steuer ist eine ernstzunehmende Angelegenheit, die nicht nur die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer gefährdet, sondern auch rechtliche Konsequenzen nach sich zieht. Folgende Promillegrenzen gelten im Straßenverkehr.
Promille Grenzwerte
- Promillegrenze 0,0
- Gilt für Personen bis zum 21. Geburtstag und Fahranfänger in der Probezeit. Wer trotzdem alkoholisiert fährt, dem drohen Bußgelder, Punkte im Fahreignungsregister und verlängerte Probezeiten.
- Promillegrenze 0,3
- Ab diesem Wert gilt ein Fahrer als relativ fahruntüchtig, wenn zusätzliche Anzeichen von Alkoholisierung auftreten.
- Promillegrenze 0,5
- Wer mit einem Blutalkoholgehalt zwischen 0,5 und 1,09 Promille fährt und keine weiteren Auffälligkeiten zeigt, begeht eine Ordnungswidrigkeit.
- Promillegrenze 1,1
- Ab diesem Wert gilt ein Fahrer als absolut fahruntüchtig und ungeeignet zum Führen eines Fahrzeugs.
- Promillegrenze 1,6
- Wer mit einer Blutalkoholkonzentration ab 1,6 Promille auf dem Fahrrad unterwegs ist, begeht eine Straftat.
Die Promille-Angabe bezieht sich auf die Blutalkoholkonzentration (1 Promille entspricht 1 Gramm Alkohol pro Liter Blut). Ein Blutalkoholgehalt von 1,1 Promille entspricht also 1,1 Gramm Alkohol.
Rechtliche Konsequenzen des Alkoholkonsums
- Fahrlässigkeit
- Das Fahren unter Alkoholeinfluss wird als "grob fahrlässig" beurteilt.
- Regressforderungen
- Wenn Sie einen Unfall unter Alkoholeinfluss verursachen, kann Ihre Versicherung einen Teil der ausgezahlten Versicherungssumme von Ihnen zurückfordern.
- Verkehrsunfall unter Alkoholeinfluss
- Erhebliche Auswirkungen auf den Versicherungsschutz und mögliche Regressforderungen.
- Versicherungsschutz
- Die Kfz-Haftpflichtversicherung ersetzt zunächst den Schaden gegenüber dem Unfallgegner. Dies schützt den Unfallgegner davor, auf seinem Schaden sitzen zu bleiben.
Auswirkungen auf das Fahrverhalten und die Fahrtüchtigkeit
- Blendempfindlichkeit
- Alkohol verlangsamt die Reaktion des Auges, die Pupille schließt sich bei Lichteinfall zu langsam und gerade bei Nachtfahrten erhöht sich dadurch das Unfallrisiko erheblich.
- Blinken
- Alkohol beeinflusst das Konzentrations- und Wahrnehmungsvermögen negativ, was zu Fehlern wie dem Vergessen des Blinkens beim Abbiegen oder Spurwechsel führen kann.
- Geschwindigkeit
- Alkohol kann dazu führen, dass Fahrer ihre Geschwindigkeit falsch einschätzen oder die Risiken überhöhter Geschwindigkeit unterschätzen.
- Reaktionszeit
- Mit steigender Alkoholkonzentration werden die Reaktionen immer langsamer.
- Risikobereitschaft
- Alkohol führt dazu, dass die Risikobereitschaft steigt.
- Schlangenlinien
- Alkohol beeinträchtigt das Gleichgewicht und die motorischen Fähigkeiten. Ein Ergebnis kann das Fahren in Schlangenlinien sein.
- Sehstörungen
- Alkohol kann das Sehfeld einschränken ("Tunnelblick").
- Überholmanöver
- Durch Alkohol kann die Risikobereitschaft steigen, was zu riskanten Überholmanövern führen kann.
Symptome, Ursachen, Auswirkungen von Müdigkeit und Stress
Berufskraftfahrer stehen oft unter hohem Druck und müssen lange Stunden auf der Straße verbringen. Dies kann zu Müdigkeit und Stress führen, die nicht nur die Gesundheit der Fahrer beeinträchtigen, sondern auch ein Sicherheitsrisiko darstellen. Müdigkeit am Steuer ist eine der häufigsten Unfallursachen im Straßenverkehr und kann die Fahrtüchtigkeit ähnlich stark wie Alkohol beeinträchtigen.
Symptome von Müdigkeit können schwer werdende Augenlider, brennende oder schmerzende Augen, trockene Mundschleimhaut, Gähnen und das Bedürfnis, sich die Nasenwurzel zu massieren, sein. Stress kann sich durch Reizbarkeit, Konzentrationsschwierigkeiten und Kopfschmerzen äußern. Die Ursachen für diese Zustände sind vielfältig und reichen von unzureichenden Ruhepausen über monotone Fahrtätigkeiten bis hin zu schlechten Ernährungsgewohnheiten.
Die Auswirkungen von Müdigkeit und Stress können gravierend sein. Sie führen nicht nur zu einer herabgesetzten Leistungs- und Widerstandsfähigkeit, sondern können auch das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen. Zudem beeinträchtigen sie die Fähigkeit, auf unerwartete Situationen schnell und angemessen zu reagieren, was besonders im Straßenverkehr gefährlich ist.
Um diesen Problemen entgegenzuwirken, ist es wichtig, dass Berufskraftfahrer die Bedeutung einer guten körperlichen und geistigen Verfassung erkennen. Dazu gehört eine gesunde und ausgewogene Ernährung, die Vermeidung von Alkohol und Medikamenten, die das Verhalten ändern können, sowie ein angemessener Zyklus von Aktivität und Ruhezeit. Arbeitgeber können ebenfalls zur Lösung des Problems beitragen, indem sie für eine verantwortungsvolle Disposition sorgen und geeignete Park- und Übernachtungsmöglichkeiten berücksichtigen.
Rolle des Zyklus von Aktivität und Ruhezeit
Der Biorhythmus bezieht sich auf die natürlichen, zyklischen Rhythmen, die in unserem Körper ablaufen. Ein bekanntes Beispiel für den Biorhythmus ist der Schlaf-Wach-Rhythmus, der unseren Tag-Nacht-Zyklus regelt.
Die Leistungskurve oder physiologische Arbeitskurve beschreibt die Leistungsfähigkeit eines Menschen im Tagesverlauf. Sie zeigt, dass unsere Arbeitsleistung nicht konstant ist, sondern starken Schwankungen unterliegt. Typischerweise gibt es zwei Hochphasen, eine am Vormittag zwischen 9 und 12 Uhr und eine am Nachmittag zwischen 15 und 17 Uhr. In diesen Zeiten sind wir in der Regel am produktivsten. Eine Tiefphase erreichen viele Menschen in der Nacht zwischen 2 und 4 Uhr.