Berufskraftfahrer

Mein Quereinstieg als Berufskraftfahrer

Was für ein Kontrast! Mein letzter Job im Büro mit Verantwortung für ein großes – und großartiges – Team mit Projekten in Deutschland und anderen europäischen Ländern. Zu Leisten waren enorme Anstrengungen für Akquisition, Angebote, Management oder Abrechnung. Nicht selten kam alles an einem Arbeitstag zusammen oder musste am Wochenende nachgeholt werden. Und jetzt das abrupte Ende und die Bewerbung als Berufskraftfahrer. Der neue Arbeitgeber war zunächst freilich etwas verwundert.

So ein Lebenslauf für diese Stelle ist sehr selten.

Vorbereitungen für den Berufseinstieg

Die Fahrerlaubnis hatte ich bereits in der Tasche — erworben auf einem IFA W50 mit äußerst langem Anhänger auf den sehr engen Straßen in Haldensleben. Fahrpraxis war vorhanden, wenn auch beschränkt auf ein paar mal im Jahr (nicht gewerblicher Transport). Die ärtzliche Untersuchung und den Sehttest für LKW Fahrer meiner Altersgruppe habe ich bereits einmal bestanden. Und die erforderliche Berufskraftfahrerqualifikation war in meinem Fall (Bestandsschutz) eine fünftägige Veranstaltung mit Anwesenheitspflicht.

Was ist die Berufskraftfahrerqualifikation | BKrFQ?

Die Berufskraftfahrerqualifikation ist eine offizielle Zertifizierung. Das Berufskraftfahrerqualifikationsgesetz - BKrFQG verpflichtet alle zur Fortbildung, die gewerblich mit einem Gesamtgewicht von über 3,5 Tonnen unterwegs sind oder Personen befördern. In der Anlage zur entsprechenden Verordnung werden drei Kenntnisbereiche aufgeführt, die eine Schulung abdecken muss. Themen sind u.a. Fahrphysik, Straßenverkehr, Ladungssicherung, Sozialrecht, Gesundheit und Umwelt.

Das BKrFQG ist im Dezember 2020 in Kraft getreten. Führerscheinneulinge müssen eine Grundqualifikation inklusive Prüfung vor der IHK erwerben, für "Bestandsinhaber" gilt ein so genannter Ausnahmetatbestand. Das bedeutet, sie müssen keine Grundqualifikation erwerben. Die Verpflichtung zur Regelmäßigen Fortbildung betrifft wieder alle Berufskraftfahrer! Seit Mai 2021 wird der Fahrerqualifizierungsnachweis im Berufskraftfahrerqualifikationsregister eingetragen und ersetzt die Eintragung der Schlüsselzahl "95".

Neben der Berufsgruppe der LKW und Busfahrer ist mir diese sehr detaliert ausgearbeitete und gesetzlich vorgeschriebene Fortbildungspflicht nur noch bei Landwirten (Sachkunde gemäß Pflanzenschutzgesetz) und Ärzten (Fortbildung gemäß Sozialgesetzbuch) bekannt.

Kenntnisbereich 1: Fahrverhalten

Die Schulung soll Berufskraftfahrer in die Lage versetzen, die tägliche Fahrpraxis effizienter und sicherer zu gestalten. Das Kapitel über die kinematische Kette vertieft das Wissen zur Kraftübertragung beim Fahrzeug. Es werden Einblicke in die Technik und Funktionsweise der Sicherheitsausstattung gegeben. Außerdem gibt es Tipps zur Optimierung des Kraftstoffverbrauches und zu Risiken im Straßenverkehr. Weitere Themengebiete sind die Ladungssicherung sowie speziell für Busse Fahrgastsicherheit und Fahrgastkomfort.

Kenntnisbereich 2: Vorschriften

Es werden Kenntnisse über gesetzliche Anforderungen im Straßenverkehr und berufliche Haftungsrisiken vermittelt. Wichtiger Punkt ist das Sozialrecht mit seinen Vorschriften zu den Arbeitszeiten, zum Umgang mit Fahrtenschreibern und die Regelungen zur Grundqualifikation und Weiterbildung. Des weiteren werden Vorschriften für den Güterkraftverkehr bzw. dem Personenkraftverkehr beleuchtet.

Kenntnisbereich 3: Gesundheit, Verkehrssicherheit, Umweltsicherheit

Berufskraftfahrer sollen für praxisrelevante Situationen sensibilisiert werden. Das betrifft die täglichen Risiken im Straßenverkehr, Vorbeugung von Gesundheitsschäden und Auswirkungen durch Arbeitsunfälle. Weiteres Kapitel ist die Bedeutung einer guten körperlichen und geistigen Verfassung, inklusive Tipps zur Ernährung, Umgang mit Alkohol sowie Müdigkeit und Stress. Ebenfalls betrachtet werden Themen rund um Kriminalität und Schleusung. Und zu guter Letzt stehen auch das Image der Unternehmen bzw. der Branche sowie wirtschaftliche Zusammenhänge im Fokus.

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